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14.01.2025 - HHT 01/25 - JahreskonjunkturberichtJahrespressekonferenz 2025

„Damit ein Aufschwung gelingt, ist das Handwerk auf mittelstandsfreundliche Rahmensetzungen angewiesen“

Nach dem aktuellen Konjunkturbericht des Hessischen Handwerkstages (HHT) war 2024 für das hessische Handwerk ein schwieriges Jahr. Der erhoffte konjunkturelle Aufschwung blieb aus und die Geschäftslage im hessischen Handwerk war allenfalls eine Seitwärtsbewegung auf recht niedrigem Niveau. Auch die Aussichten für das begonnene neue Jahr werden als wenig rosig eingeschätzt. 

Nach Angaben von HHT-Präsident Stefan Füll stellte sich die allgemeine Geschäftslage mit 83 Prozent guter oder befriedigender Bewertungen im Jahr 2024 noch recht stabil dar, allerdings habe es zwischen den einzelnen Handwerksbranchen recht deutliche Unterschiede gegeben. So habe trotz aller wirtschaftlicher Schwierigkeiten immer noch das Ausbaugewerbe und mit leichtem Abstand das Bauhauptgewerbe die beste Geschäftslagebeurteilung abgegeben. Den größten Sprung nach vorne machte das Nahrungsmittelhandwerk. Die Geschäftslagebeurteilung bei den persönlichen Dienstleistungen wie z.B. Friseuren sowie den Gesundheitshandwerken wurde am schlechtesten beurteilt. Bei den Auftragseingängen gab es gegenüber dem Vorjahr eine deutliche Abschwächung. Gleichwohl blieb der durchschnittliche Auftragsbestand mit 9,5 Wochen sowie die Betriebsauslastung mit einer Durchschnittsquote von 78 Prozent überraschend hoch. Die insgesamt verschlechterte Handwerkskonjunktur zeigt sich auch darin, dass fast ein Drittel der befragten Betriebe von Umsatzeinbußen berichteten. Aufgrund fehlender Wachstumsimpulse und der allgemeinen Unsicherheit hat sich in 2024 die Investitionsentwicklung abgeschwächt. Der Preisdruck im heimischen Handwerk hat ebenfalls angehalten. Auch die Beschäftigtenentwicklung verlief rückläufig.
18 Prozent der Betriebe meldeten einen gesunkenen Beschäftigungsstand, wobei dies allerdings vielfach weniger an Freisetzungen lag, sondern dass am Markt keine Fachkräfte zu finden waren.

Prognose für 2025

„Für das Handwerk bleiben die konjunkturellen Rahmenbedingungen auch 2025 eine Herausforderung. Wir gehen für dieses Jahr von einer Stagnation der Umsätze aus. Aufwärtspotenziale könnte dadurch ausgelöst werden, dass der Wohnungsbau schneller wieder Fahrt aufnimmt als derzeit absehbar. Sollte der private Konsum auch in diesem Jahr schwächeln, birgt dies aber erhebliche Gefahren für Umsätze in den verbrauchernahen Handwerksbranchen. Damit ein Aufschwung gelingt, ist das heimische Handwerk als standortgebundener und standortverbundener Wirtschaftsbereich im besonderen Maße auf mittelstandsfreundliche Rahmensetzungen angewiesen“, betonte Füll.

Konstante Betriebszahlen, aber weniger Lehrverträge

Nach Angaben von HHT-Vizepräsident Alexander Repp zeigte sich der Betriebsbestand im hessischen Handwerk trotz schwächelnder Handwerkskonjunktur konstant. Ende 2024 seien bei den drei hessischen Handwerkskammern 78.466 Betriebe eingetragen, was einen leichten Zuwachs von 248 Betrieben bzw. ein Plus von 0,3 Prozent entspricht. Repp betonte, dass die Insolvenzwelle noch keinen Niederschlag im hessischen Handwerk gefunden habe, wobei man die weitere Entwicklung mit Sorge beobachte. 

Die Ausbildungsbilanz 2024 bewertete Repp als „durchwachsen“. Mit 9.858 neu eingetragenen Lehrverträgen habe man das Vorjahresergebnis um 179 Verträge bzw. einem Minus von 1,8 Prozent verfehlt. Vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 habe das hessische Handwerk 10.357 neue Lehrverträge und damit 4,8 Prozent bzw. 499 mehr Lehrverträge abgeschlossen. Repp betonte, dass es nach wie vor keinen Lehrstellen-, sondern einen Lehrlingsmangel gebe. So liegt die Zahl der unbesetzten Lehrstellen nach ZDH-Angaben bei rund 20.000, was auf Hessen heruntergebrochen gut 1.400 unbesetzte Lehrstellen bedeute. „Wo heute Lehrlinge fehlen, mangelt es morgen an Fachkräften. Weniger Lehrlinge bedeuten künftig auch weniger Gesellen, Meister und potenzielle Betriebsinhaber und auch Ausbilder. Damit verschärft sich das bereits heute eklatante Problem der Betriebsübernahmen“, so der HHT-Vizepräsident. 

Die Fachkräftesicherung ist laut Repp eine zentrale Zukunftsaufgabe, denn allein im hessischen Handwerk dürften aktuell gut 17.500 Fachkräfte fehlen. Dringend notwendig sei dabei eine Stärkung des dualen Ausbildungssystems. Gerade im ländlichen Raum bedürfe es darüber hinaus einer sachgerechten Neuorganisation der Berufsschulstandorte in Hessen. In diesem Zusammenhang sprach sich Repp für eine möglichst flächendeckende Errichtung von Azubi-Wohnheimen aus. 

Stärkung der Berufsorientierung vor allem an Gymnasien

Für HHT-Geschäftsführer Bernhard Mundschenk ist der Ausbau der Berufsorientierung gerade in den gymnasialen Bildungsgängen der Schlüssel zur Steigerung der Attraktivität von handwerklichen Bildungsgängen. „Vor allem in den Gymnasien ist hier noch sehr viel Luft nach oben“, so Mundschenk. Er sprach sich für die Einführung freiwilliger Berufsorientierungsseminare an allen Universitäten mit Lehramtsstudiengängen aus. Helfen würde auch die Etablierung eines Freiwilligen Jahres im Handwerk sowie die Einführung eines Unterrichtsfachs „Werken/Technik“ an allen hessischen Schulen. 

Scharfe Kritik an Novelle des Kommunalen Wirtschaftsrechts

Auf entschiedene Ablehnung stößt der Gesetzesentwurf der hessischen Landesregierung zum kommunalen Wirtschaftsrecht durch eine Änderung des einschlägigen § 121 der Hessischen Gemeindeordnung (HGO).

„Durch die geplante Gesetzesinitiative wird Tür und Tor zu einer vollständigen Öffnung der wirtschaftlichen Betätigung durch die Kommunen und Kommunalbetriebe geöffnet“, so HHT-Präsident Füll. Laut Füll drängen schon jetzt kommunale Unternehmen, anders als private Betriebe, hoch quersubventioniert in den Markt. Dies führe zu einer Wettbewerbsverzerrung, die durch das Gesetzesvorhaben noch verstärkt würde. Deshalb sei umgekehrt eine Begrenzung der kommunalwirtschaftlichen Betätigung geboten. „Weniger Staat, sondern mehr Privat sollte auch in Hessen die Devise sein“, so Füll. 

Dass das hessische Handwerk, aber auch die gesamte hessische Wirtschaft, zu einem so wichtigen Gesetzesvorhaben noch nicht einmal eine Einladung zur mündlichen Anhörung im Hessischen Landtag erhalten hat, löse beim Handwerk absolutes Unverständnis und große Verärgerung aus. 

Zukunftsgerechte Finanzierung der Sozialsysteme

Nach Ansicht von Handwerkspräsident Füll gehen die Lohnzusatzkosten in Deutschland durch die Decke. So liegen die Beiträge für die Sozialversicherungen bei über 42 Prozent und die 45 Prozent-Marke ist in Sichtweite. Die stetig steigenden Lohnzusatzkosten belasten das personalintensive Handwerk überproportional, denn in vielen Branchen des Handwerks machen die Personalkosten rund 80 Prozent der Gesamtkosten aus, mit der Folge der Verteuerung des Leistungsangebots und dem Ausweichen in Schwarzarbeit. Es bestehe dringender politischer Handlungsbedarf, um unsere Sozialsysteme durch nachhaltige und generationsgerechtere Reformen finanzierbar zu gestalten. „Es ist nicht nur fünf vor zwölf, sondern schon fünf nach zwölf“, so Füll. 

Bürokratieabbau ist „Gebot der Stunde“

Die Ergebnisse einer Umfrage des ZDH, wonach vier von fünf neuen Handwerksmeistern angaben, sich wegen der Bürokratielasten nicht selbstständig machen zu wollen, ist nach Ansicht von HHT-Geschäftsführer Bernhard Mundschenk ein „Alarmzeichen erster Güte“. Angesichts der gewaltigen Dimensionen der anstehenden Betriebsübergaben im Handwerk - jeder vierte Betrieb sucht in den nächsten fünf Jahren einen Nachfolger - sei eine echte Trendwende beim Abbau von Bürokratie das Gebot der Stunde. Gerade in der aktuellen Zeit wirtschaftlicher Stagnation oder gar Rezession könne Bürokratieabbau wie ein „Konjunkturprogramm zum Nulltarif“ wirken.

Hierzu gehören der Abbau unnötiger Dokumentations-, Berichts- und Meldepflichten, aber auch eine verstärkte Digitalisierung der Verwaltung. Außerdem müsse der Grundsatz „one in, two out“ realisiert werden.

„In Hessen sehen wir vor allem Handlungsbedarf im öffentlichen Auftragswesen. Hier müssten die Vergabeverfahren konsequent vereinfacht werden. Wir finden es gut und richtig, dass es mit Minister Pentz den ersten Minister für Entbürokratisierung in Deutschland gibt und wir werden uns einbringen, dass es auch zu greifbaren Ergebnissen in dieser Legislaturperiode kommt. Entsprechende Vorschläge aller Kammern in Hessen liegen dem Minister bereits vor“, so Mundschenk.